Ich fing meine Ausbildung zum Hängegleiterpiloten im Sommer 2005 an. Der Übungshang der Flugschule Bielefeld befindet sich in Ascheloh bei Werther (Besichtigung mit Google Earth: 52° 2'54.31"N, 8°24'21.16"E), am Südhang des Teutoburger Waldes zwischen Bielefeld und Osnabrück.
Jede Schulung für Hänglegleiter und Gleitschirme fängt damit an, möglichst schnell einen Berg herunterzurennen, bis der Auftrieb die Tragfläche samt Piloten nach oben zieht.
Aber zuvor muss man natürlich das Fluggerät aufgebaut haben ;-)
Zuerst wird das Trapez aufgebaut (das eigentlich ein Dreieck ist ;-), mit dem der Drachen später gesteuert wird.
Drachen sind Zelten nicht ganz unähnlich; auch hier werden Stangen benutzt, um Stoff aufzuspannen - aber natürlich fliegen Hängegleiter besser als Zelte :-)
Der sogenannte Turm sorgt dafür, dass die Tragflächen nicht nach unten durchsacken, falls ein Abwind von oben auf den Drachen drückt. Außerdem sorgt er für eine leichte Aufwärtswölbung der hinteren Flügelkante, die den Hängegleiter im Flug stabilisiert.
Hier sieht man einen Übungslauf, d.h. es wird noch nicht geflogen - denn mangels Gurtzeugs würde dieser Drachen ohne mich abheben :-)
Hier trägt das Gerät sich schon selbst, wie man an den gewölbten Tragflächen und meiner Armhaltung sehen kann: Mit diesem Griff könnte ich die 25 kg des Drachen nicht lange in der Luft halten.
Mein Lehrer Markus Berghaus gibt mir Anweisung für den kommenden Flug. Hier kann man von der Seite gut das Gurtzeug erkennen, in dem man während des Fluges liegt.
Und laufen! Laufen! Laufen! Ein Hängegleiter braucht zwischen 25 und 30 km/h, um abzuheben. Das schafft man zu Fuß ohne Probleme, wenn man lange Schritte macht - und außerdem muss man es nur für ein paar Sekunden durchhalten, bis der Gleiter nach oben zieht.
Bei einem Höhenunterschied von 50m kann man am Übungshang durchaus 2-stellige Flughöhen erreichen. Hier leite ich gerade eine Linkskurve ein, denn geradeaus würde ich wahrscheinlich bis zum Parkplatz fliegen ;-)
Und noch ein Flug - ich fliege hier noch in stehender Position, weil die Strecke zu kurz wäre, um sich im Gurtzeug waagerecht zu legen. Die Hopser am Übungshang dauern üblicherweise keine Minute.
Landeanflug: Mein Lehrer überwacht den Flug und gibt über Funk Anweisungen für die Landung. Dazu wird in Bodennähe so lange Geschwindigkeit abgebaut (durch langsames Hochdrücken der "Nase"), bis der Drachen kurz vor dem Durchsacken steht.
Dann drückt man ihn steil hoch, um genau diesen Strömungsabriss kontrolliert durchzuführen. Wenn man es richtig macht (so wie hier :-) plumpst man nur noch ein paar Handbreit zu Boden und kommt so zum Stehen.
Zitat meines Lehrers: "Eine Landung ist ein kontrollierter Absturz aus 2 cm Höhe" ;-)
...und wenn am Ende des Tages die Knie nicht grün sind, hat man nicht gelebt ;-)
© 2006 Uwe R. Hoeppe,
Fotos: Silke Wurdel u.a.