Retterwerfen

Hängegleiter sind (genau wie Gleitschirme) mit einem Rettungsfallschirm für Notfälle ausgerüstet. Es hat sich aber gezeigt, dass das theoretische Wissen darüber in unerwarteten Notfallsituationen nur wenig nützt: Viele Piloten in Luftnot  sind so sehr damit beschäftigt, ihren Gleiter wieder unter Kontrolle zu bringen, dass der lebensrettende Fallschirm erschreckend oft einfach völlig vergessen wird.

Was liegt also näher, als das Auslösen und Werfen des Rettungsgerätes in praktischen Übungen einzuschleifen, damit es im Notfall auch ohne Nachdenken funktioniert? Die folgenden Aufnahmen entstanden bei einem Retter-Training, das mein Fluglehrer Markus Berghaus 2007 in der Axtbachhalle in Beelen organisiert hatte.

Zuerst wird das Rettungsgerät so präpariert, dass es sich nicht vollständig öffnen kann: Der eigentliche Fallschirm wird als Paket verschnürt, damit er nach dem Training nicht wieder neu gepackt werden muss. So wird sich nach dem Öffnen des Außencontainers später nur die Leine lösen und der Schirm geschlossen bleiben.

Und so sieht das Ganze am Gurtzeug aus: Der Retter ist in der Tasche direkt vor dem Bauch untergebracht. Diese besteht aus 4 Laschen, die mit Splinten gesichert sind. Werden diese mit dem Griff gezogen, so klappen alle Laschen nach außen und geben den Innencontainer komplett frei, sodass der Fallschirm nicht erst aus einer Tasche heraus gezerrt werden muss, wenn es auf jede Zehntelsekunde ankommt

Zum Einhängen stellt man einen Mattenwagen unter. Wir haben hierbei die Leichtathletik-Ringe als Aufhängung missbraucht.

Um für etwas Bewegung zu sorgen, in der man sich orientieren muss, ließ unser Fluglehrer uns kräftig schaukeln - hier sieht man ihm beim Anschieben. Alleine dafür hat sich der Kurs schon gelohnt ;-)

Während man also vor und zurück "fliegt", vergegenwärtigt man sich immer wieder die Position des Auslösegriffes, indem man (natürlich blind) danach greift. Da dies an jedem Gurtzeug anders angeordnet ist, muss man sich mit seinem eigenen Gerät sorgfältig vertraut machen - hier sieht man einen seitlich angebrachten Außencontainer.

Hier wieder der mittig angeordnete Retter - auch während echter Flüge sollte man immer wieder die Position des Auslösegriffes checken; nicht zuletzt, um sich daran zu erinnern, dass man ein Rettungsgerät dabei hat!

Nach einer Weile gemütlichen Schaukelns tritt dann plötzlich (und fast unerwartet ;-) der Ernstfall ein: Während man durchpendelt, stößt der Fluglehrer das Fußende des Gurtzeugs zur Seite und leitet so eine schnelle Rotation ein - gleich einem rasant trudelnden Fluggerät. Höchste Zeit zu werfen!

Bei ca. einer halben Umdrehung pro Sekunde bleibt wenig Zeit, sich zu orientieren; trotzdem sollte die Wurfrichtung stimmen, damit man im Ernstfall den freien Teil des Luftraums trifft. Beim Drachen ist es vor allem wichtig, schräg nach hinten zu werfen: So gerät der Retter nicht in die seitliche Unterverspannung des Hängegleiters.

Vor allem muss der Innencontainer so stark wie möglich beschleunigt werden: Je schneller er sich vom Fluggerät entfernt, desto früher ist der Schirm voll geöffnet. Gut zu erkennen ist hier der geöffnete Außencontainer und der Griff, den der Pilot gerade loslässt.

Nach dem Auspendeln wird ein Mattenwagen unter die Aufhängung gefahren, auf dem der Pilot stehen kann...

..., während er sich ausklinkt.

Geschafft! Jetzt den Retter wieder einpacken und auf ein Neues! :-)

Zum Abschluss noch drei Würfe im Film:

DivX 6.2 (640x480), jeweils ca. 20 Sek., 5-7 MB

Außerdem sieht man, wo man sich als Lehrer nicht aufstellen sollte... aber keine Angst, Markus ist nichts passiert ;-)

© 2006 Uwe R. Hoeppe

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